Gemeinsam mit Schüler:innen, Studierende des Master Art Education, Lehrpersonen in Bildnerischem Gestalten und Fachdidaktik-Forschenden geht das Praxisforschungsprojekt Fragen nach den jeweiligen Vorstellungen von Kunstunterricht nach und inszeniert gemeinsame Unterrichtserfahrungen. Die Auswertung dieser Erfahrungen dient der Reflexion der invididuellen Wahrnehmungen und Haltungen und leistet einen Beitrag zur Methodenentwicklung für kunstpädagogische Praxis- wie Grundlagenforschung, aber auch für die Lehre.
Mit der Leitidee einer potentiellen “Third Space Art Education“ (Lübke/Schmidt-Wetzel 2022) und angeregt durch die Metapher der Bühne als Ort der “Inszenierung, Aufführung und Re-Inszenierung“ (Fischer-Lichte 2013) von “Sprachstücken“ (Villiger 2019) bespielt das Projekt drei aufeinander bezogene, fachdidaktisch relevante Handlungs- und Untersuchungsfelder: Praxis des Kunstunterrichts, Praxis der Hochschullehre in Art Education sowie Forschung in Art Education. Jedes dieser drei Felder ist gekennzeichnet durch spezifische Verständnisse und Praxen, Theorien und Konventionen. Ziel des Projektes ist es, gemeinsam mit Akteur:innen aus allen drei Feldern bestimmte Strukturmerkmale für die Teilnehmenden performativ erfahrbar zu machen. Die genannten Felder werden hierfür nicht isoliert voneinander betrachtet, sondern treten im Prozessverlauf zunehmend in Dialog wie auch in “Widerstreit“ (Lyotard 1989, Koller 2012). Getragen von der Denkfigur “Dritter Räume“ (vgl. Austen 2014, Bachmann-Mehdick, Bhabha 1990, Bhabha 21994) eröffnen sich im Rahmen des Projektes Räume für Begegnungen und Verhandlungen im Dazwischen. Dabei entstehen “Brüche“ (Waldenfels 2002) in bestehenden Ordnungen, welche in ihrer Fremdheit und Andersartigkeit im Sinne einer “Befremdung der eigenen Erfahrung“ (Waldenfels 2006) die Auseinandersetzung mit sich und den anwesenden Personen fordern und fördern: Schüler:innen, Studierenden, Lehrenden wie Forschenden. Im Sinne transformatorischer Bildungsprozesse tritt durchs ausser Kraft treten bestehender Ordnungen das Ausser-Ordentliche ein: die Öffnung als Chance in der Begegnung mit der eingetretenen “Krisensituation“ (Koller 1999), als Bruch mit dem Davor-Gewesenen (Waldenfels 2002). Übers Artikulieren neuer Sicht- und Zugangsweisen in Bezug auf Kunstunterricht liegt darin Handlungs- als auch Spielraum in der Ausdifferenzierung dieser Erfahrung übers “performativ inszenierte Sprachhandeln“ (vgl. Peters 2016). Das Projekt leistet auf diese Weise gemeinsam mit den Beteiligten aus Praxis und Forschung einen wichtigen Beitrag, um im Sinne “transformartiver Bildung“ (Koller et. al 1999) den Unterschieden in Lernkulturen des Kunstunterrichts über die empirische Erfahrung offen zu begegnen und im Gruppenaustausch neue Sinnzusammenhänge zu artikulieren. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse liefern einen Beitrag zu Praxis- wie Grundlagenforschung, indem über den Zugang der drei Felder in ihrer Verschränkung über die phänomenologisch-hermeneutische Zugangsweise, Beschreibungen ihrer Performanz in Form von Spurbildungen geleistet werden können. (vgl. Engel 2020a, Krämer 2007, Wulf/Zirfas 2007)