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    Kulturelle Techniken im Umgang mit beschädigter Identität

    Eine designethnografische Untersuchung

    Institut für Designforschung (IDE)

    Minenopfer in Angola ist eine Feldforschung über kulturelle Techniken im Umgang mit beschädigter Identität.

    Porträtiert und interviewt wurden Menschen mit Behinderung, Kriegsveteranen und Kreative. Untersucht wurden Themen wie Urbanität, Kreativität, der Umgang mit beschädigter Identität, kreative Subversion und Selbst-Design. Das Ergebnis besteht aus einer Feldrecherche, einer Publikation und einer Ausstellung.

    Das Forschungprojekt ist eine visuelle Spurensuche in einer der teuersten Städte der Welt – Luanda. Angola ist ein Land, welches nur schwer zu bereisen ist. Von einem fast dreissigjährigen Bürgerkrieg nachhaltig erschüttert, hat es sich nun augenscheinlich einem rasanten und hemmungslosen Öl-Boom verschrieben. Zugleich haben nur 30% der Bevölkerung Zugang zu medizinischer Grundversorgung und 40% zu Trinkwasser. Besonders die Menschen mit Behinderungen– es sind fast 10% der Bevölkerung – geraten in Vergessenheit. Das Projekt widmet sich diesen Menschen, die unter anderem wegen Kinderlähmung und Tretminen im Alltag Angolas sehr präsent sind, und untersucht und zeigt ihre Lebenswelten. Es geht um Exklusion und Inklusion. Statik stellt sich gegen Dynamik, Unbeweglichkeit gegen beschleunigtes urbanes Wachstum.

    Amputationen gehören zur Alltagswelt der Angolaner und Angolanerinnen, viele müssen Verstümmelungen und das Fehlen einer oder mehrerer Gliedmassen in ihre Alltagswelt integrieren. Die Betroffenen sind keine kleine Randgruppe, ihre Anzahl wird auf 80'000 geschätzt. Amputationen sind in der angolanischen Alltagswelt omnipräsent und sichtbar. Die Betroffenen lernen mit dem Handikap zu leben und entwickeln eigene „Techniken der Bewältigung beschädigter Identität“, wie es der Mikrosoziologe Erving Goffman sagen würde. Aufgrund der hohen Anzahl der Betroffenen kann man nicht mehr von einer marginalisierten Subkultur sprechen. Eher sind die Techniken der Bewältigung beschädigter Identität Teil der Alltagswelt geworden. Betrachtet man Videoclips des angolanischen Kuduro-Tanzes auf Youtube, so fällt einem unweigerlich auf, dass darin nicht nur Beinamputierte mit ihren Krücken in Perfektion zur Musik performen, sondern auch, dass die Bewegungen derjenigen, die im Besitz aller Gliedmassen sind, den Tanzstil der Versehrten nachahmen. Sie bewegen sich abgehackt, drehen und wenden ihre Beine oder Krücken. Sie tun es den Beinamputierten gleich. Diese Wechselwirkung deutet darauf hin, dass es sich bei den Amputationen auf einer ästhetischen Erscheinungsebene um ein identitätsstiftendes Phänomen handelt.

    Dieses Phänomen wie auch weitere Phänomene mit ihren jeweiligen ästhetischen Erscheinungsebenen wurden im Kontext Bekleidung, Musik, Freizeit und Alltag untersucht. Porträtiert und interviewt wurden eine nominierte Miss Landmine, ein subversiver Designer, behinderte und nicht behinderte Kuduristas, Musiker, Tänzer und Capoeiristas, Kunsthandwerker sowie Kriegsveteranen. In diesem Zusammenhang wurden zugleich Themen wie Urbanität, Kreativität, Umgang mit beschädigter Identität, kreative Subversion und Selbst- design behandelt. Entstanden ist eine Feldrecherche, die ihren Output in einer Publikation und einer Ausstellung findet. Die Publikation „Mit Behinderung in Angola leben. Kreative Techniken in einer von Tretminen verletzten Gesellschaft. Eine ethnografische Spurensuche“ ist im transcript Verlag erschienen, die Ausstellung „Sometimes people in Luanda shine!“ wurde als Wechselausstellung konzipiert und erstmals an der Züricher Hochschule der Künste gezeigt. In der Ausstellung werden Fotografie, Film, Ton und Text verknüpft, die auf der ethnografischen Feldstudie basieren.

    Details

    • Forschungsschwerpunkt
      • FRTI Trends & Identity
    • Team
      • Francis Müller (FRTI)
      • Bitten Stetter (FRTI)
    • Laufzeit

      22.06.2015 – 20.07.2016

    • Forschungszugänge
      • Angewandte Forschung
      • Künstlerisch-wissenschaftliche Forschung
    • Disziplinen

      Design

    • Schlagworte

      Angola, Selfdesign, Menschen mit Behinderung, Urbanität

    • Downloads
      • Ausstellungsflyer: Sometimes people in Luanda shine!
      • Fotografie Flurina Rothenberger

    Output

    • Vorträge, Referate

      Müller, Francis (2014): «Behinderung in Angola. Kulturelle Techniken im Umgang mit beschädigter Identität». Kolloquium Soziologie. 31.10.2014. Universität Bayreuth, Bayreuth.

    • Vorträge, Referate

      Müller, Francis (2014): «Lebenswelten von Menschen mit Behinderung in Angola». 13.11.2014. Informationszentrum 3. Welt, Freiburg im Breisgau.