Das transdisziplinäre Forschungsprojekt «Globale Nischen» sucht ausgehend von empirischen Fallbeispielen von Musiker*innen aus ehemals kolonisierten Ländern und ihren Netzwerkpartner*innen in der Schweiz nach einem theoretischen und methodischen Ansatz, mit dem sich die zunehmend komplexe Praxis multilokaler Musikproduktion adäquat analysieren lässt. Untersucht werden Bezüge zwischen ästhetischen, soziokulturellen, technologischen und ökonomischen Fragestellungen.
Das transdisziplinäre Forschungsprojekt «Globale Nischen: Musik in einer transnationalen Welt» untersucht Musik als ein multidimensionales Phänomen, das tiefe Einblicke in die sozialen, politischen und kulturellen Prozesse und Strukturen der globalisierten Welt zulässt. Als Forschungssample dienen Musiker*innen aus ehemals kolonisierten Ländern und ihre Netzwerkpartner*innen in der Schweiz. Das musikalische Feld erstreckt sich von der nicht akademischen Computermusik, elektro-akustischen Musik, Noise und Sound Art zu Stilen der urbanen Clubmusik (Nortec, Kuduro, Baile Funk, Kwaito). Die Forschungsarbeit beobachtet die Strategien dieser Musiker*innen und ihrer Netzwerke aus multi-lokalen Perspektiven. Sie stellt Bezüge zwischen ästhetischen, soziokulturellen, technologischen und ökonomischen Fragestellungen her und untersucht Wechselwirkungen zwischen Musiker*in, Musik und Kontext. Im Wechselspiel zwischen empirischen Untersuchungen und Musikanalysen sollten Antworten auf folgende Hauptfragen gefunden werden:
- Wie genau wird Musik in einer zunehmend digitalisierten und globalisierten Welt produziert und vertrieben?
- Welche musikalischen und nicht-musikalischen Wirkungsfelder prägen die musikalische Produktion mit? Ist es der transnationale Zeitgeist im spezifischen musikalischen Genre oder der Ideenaustausch in der lokalen Szene? Oder sind es die finanziellen, politischen, kulturellen oder technologischen Rahmenbedingungen im Heimat- oder Migrationsland?
- Welche Handlungsoptionen nutzen und kreieren die Musiker*innen aus diesen Wirkungsfeldern? Und wie werden diese Wechselwirkungen im musikalischen Produkt manifest?
«Globale Nischen» entstehen an der Zürcher Hochschule der Künste (Institute for Cultural Studies in the Arts) in enger Zusammenarbeit mit dem Institute for Computer Music and Sound Technology (ICST), dem Institut für Musik an der Universität Oldenburg, dem Institut für Populäre Musik und Medien an der Universität Paderborn und dem Studiengang Kulturelle Anthropologie der Musik an der Universität Bern.
Das breit vernetzte Forschungsvorhaben verbindet empirische Methoden der Sozial- und Kulturwissenschaften mit Methoden der Populärmusikforschung und Soundforschung. Für die empirischen Untersuchungen der Musiker*innen-Netzwerkpartner*innen im Ausland werden gezielt Wissenschaftler*innen aus Afrika, Asien und Lateinamerika (und Spezialist*innen für diese Regionen) herbeigezogen. Die Forschung folgt dem Ruf verschiedener Kultur- und Sozialwissenschaftler*innen nach einer transnationalen Makro-Ethnografie, die nicht an Landesgrenzen haltmacht, sondern transnationale Interaktionsfelder aufzeigt.
Als Endresultat werden Artikel in wissenschaftlichen Journals und Sammelbänden veröffentlicht.
Die erste Projektphase erstreckt sich über den Zeitraum Dezember 2010 bis Mai 2012, die zweite Phase von September 2012 bis März 2014.