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    Bewahren besonderer Kulturgüter I: Bestandsaufnahme Schweiz

    Institute for Cultural Studies in the Arts (ICS) (bis 2019)

    Das Forschungsvorhaben erstreckt sich über zwei Projektphasen (2006–08 und 2010–14) und nimmt eine Bestandesaufnahme der Werke, die Patientinnen und Patienten 1850 bis 1930 in psychiatrischen Kliniken in der Schweiz geschaffen haben, vor.

    Es werden über 5500 Werke in einer Bilddatenbank erfasst, die dem Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft übergeben werde. Sie ist der Öffentlichkeit ab 2015 in Zürich und Lausanne zugänglich.
    In einer ersten Phase (2006–08) werden die drei grössten eigenständigen Sammlungen katalogisiert und konserviert: erstens die dreidimensionalen Werke der Sammlung Morgenthaler (1855–1920), die sich in der Klinik Waldau, Bern, im Psychiatriemuseum befinden. Zweitens die umfangreiche Sammlung Königsfelden (1876–1944) in der gleichnamigen Klinik in Brugg im Kanton Aargau, drittens die Sammlung Rheinau (1867–1943) der Psychiatrischen Pflegeanstalt Rheinau im Kanton Zürich. Insgesamt werden rund 1700 Werke aufgenommen. Die Sammlung Morgenthaler, Waldau, werde 2008 im Rahmen des Projektes im Kunstmuseum Bern parallel zu einer Werkschau Adolf Wölflis ausgestellt und es erscheint eine Publikation.[1]
    Im Nachfolgeprojekt (2010–14) werden alle kantonalen Anstalten in der Schweiz kontaktiert, welche vor 1900 gegründet worden waren. Der Zeitraum der Erfassung wird vom Datum der Gründung der Anstalt bis zum Jahr 1930 festgelegt. 18 von 24 kantonalen Anstalten bewahren Zeichnungen in ihren Krankenakten oder in eigenständigen Sammlungen auf. (Dies ist der Fall für fünf Anstalten: Rheinau, Königsfelden, Bern, Lausanne, Genf; hinzu kommt der Nachlass des Psychiaters Hermann Rorschach). Es werden rund 5500 Werke in die Bilddatenbank aufgenommen. Die einzelnen Sammlungen enthalten ein Dutzend bis mehrere Hundert Werke, in Königsfelden über 2000 Werke. In den Kliniken Basel (Stadt), Bellelay (Jura), Mendrisio (Tessin) und Zug kann die Forscherinnengruppe keinen Augenschein im Archiv nehmen. In den Kliniken St. Urban (Luzern) und Perreux (Neuchâtel) scheinen zu einem früheren Zeitpunkt alle persönlichen Dokumente aus den Akten entnommen worden zu sein. 2011 veranstaltet das Forschungsprojekt eine Tagung («Kunst und Psychiatrie/Art et psychiatrie») im Kunstmuseum Bern (und PROGR) in Zusammenarbeit mit der Adolf Wölfli-Stiftung und dem Medizinhistorischen Institut der Universität Lausanne. In Zusammenarbeit mit dem Projekt wird die Sammlung Rheinau 2010 im Museum im Lagerhaus in St. Gallen und 2011 im Medizinhistorischen Museum der Universität Zürich ausgestellt, es erscheint ein Katalog.[2] Die Kliniken der Kantone Thurgau und Schaffhausen stellen ihre historischen Werke 2015 ebenfalls der Öffentlichkeit vor. Die Bilddatenbank wird nach Projektabschluss 2014 dem Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA) übergeben, wo sie ab 2015 an den beiden Standorten Zürich und Lausanne der Öffentlichkeit zugänglich ist.
    Das Forschungsergebnis stellt eine Grundlagenforschung dar, die einen neuen Zugang zu einem interessanten interdisziplinären Forschungsgebiet eröffnet.[3] Sie erlaubt es, zu untersuchen, wie das künstlerische Schaffen von Patient*innen in vielfältige (wahrnehmungspsychologische, psychodynamische oder kunstpsychologische) Diskurse der Psychiatrie und Psychologie um 1900 eingebettet wurde. Es wurde auch dazu beigezogen, um die avantgardistische Kunst zu begutachten und womöglich zu pathologisieren. Die Werke dienten umgekehrt dazu, «Primitives» zu beschreiben und dazu eine Ausdruckspsychologie zu formulieren. Generell wurde es Aufgabe der Psychiatrie, Normen festzulegen und Konzepte von «Normalität» aufzustellen. Die Werke von Patientinnen und Patienten stehen inmitten dieses Diskursfeldes gesellschaftlicher Fragen. Während Psychiater deutend und forschend an sie herantraten, während manche Expressionisten sie staunend zur Kenntnis nahmen, geben die Werke heutigen Betrachter*innen aus historischer Distanz auch Einblick in Prozesse des Ringens um eine Positionierung in der schwierigen Situation der Isolierung, sie machen sichtbar, wie Betroffene Normalität um 1900 auf einer ästhetischen Ebene zu verhandeln versuchten und machen vor allem deutlich, dass sie nicht abseits, sondern im Brennpunkt gesellschaftlicher Fragen stehen.

    Details

    • Forschungsschwerpunkt
      • FSP Kulturanalyse in den Künsten (bis 2019)
    • Projektleitung
      • Katrin Luchsinger (ICS (bis 2019))
    • Gesuchsteller/in
      • Katrin Luchsinger (ICS (bis 2019))
    • Team
      • Iris Blum (ICS (bis 2019))
      • Jacqueline Fahrni (ICS (bis 2019))
    • Kooperationen
      • Adolf Wölfli Stiftung im Kunstmuseum Bern
      • schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft
      • Universität Lausanne, Medizinhistorisches Institut
    • Ressourcen
      • Projektwebsite
    • Laufzeit

      01.01.2006 – 31.12.2008

    • Finanzierung
      • Kantonale Psychiatrische Klinik Königsfelden
      • Psychatrie Zentrum Rheinau
      • Schweizerischer Nationalfonds SNF/DORE (01.05.2006 – 31.07.2008)
      • Universitäre Psychiatrische Dienste Bern, Stiftung Psychiatrie-Museum Bern
    • Forschungszugänge
      • Grundlagenforschung
      • Wissenschaftliche Forschung
    • Disziplinen

      Fine Arts

    • Schlagworte

      Visuelle Kultur, Art History, Immaterielles Kulturerbe

    • Related Projects
      • Bewahren besonderer Kulturgüter II (Fortsetzungsprojekt)
    • Weitere Links