Im Projekt »3D Audio« sollen Verfahren der tontechnischen Abbildung dreidimensionaler Kunstereignisse nach definierten Kriterien erarbeitet werden. Der Weg von der Aufführung über Aufnahme, Abmischung, Wiedergabe und Rezeption soll anhand unterschiedlicher Modellaufnahmen untersucht werden. Wiedergabeseitig ist die Lautsprecheranordnung fest definiert, die Mikrofonierung hingegen ist Gegenstand der Forschung und basiert auf Mehrkanal-Mikrofonarrays.
Übersicht
Die Beschränkung auf zweidimensionale Formate bei der tontechnischen Abbildung von räumlichen Klangereignissen ist unbefriedigend. Der umhüllende Klangeindruck, der uns in den Konzertsaal, den Jazzclub, das Theater oder die Kirche versetzt, fehlt. Wesentliche Eigenschaften zeitgenössischer Musik, zeitgenössischen Musiktheaters und der Klangkunst, die räumliche Elemente formbildend integrieren, werden nur unzureichend abgebildet. Auch neue Medieninhalte wie 3D-Kino und Fernsehen, Video-Games und Anwendungen bei der Herstellung von virtuellen Umgebungen verlangen nach angemessenen Aufnahme- und Wiedergabetechniken.
Angesichts der Fülle an technischen Möglichkeiten wird es für den Tonmeister zunehmend schwieriger, in der Praxis einen geeigneten Ansatz für die Abbildung einer bestimmten Hörsituation zu finden. Das empirische Wissen ist zerstreut, theoretische Ansätze und technische Mittel werden kaum nach klaren Kriterien reflektiert. Ein verbindliches Vokabular für eine angemessene Beschreibung und Qualifizierung dreidimensionaler Klangereignisse fehlt. Im Projekt «3D Audio» sollen Verfahren der tontechnischen Abbildung dreidimensionaler Kunstereignisse nach definierten Kriterien erarbeitet werden. Der Weg von der Aufführung über Aufnahme, Abmischung, Wiedergabe und Rezeption soll anhand unterschiedlicher Modellaufnahmen untersucht werden. Wiedergabeseitig ist die Lautsprecheranordnung fest definiert als ein in die Höhe erweitertes 5.1 Array mit zusätzlichen Höhenlautsprechern. Vier davon befinden sich über den Ecklautsprechern (links, rechts, hinten links und hinten rechts) und einer senkrecht über der Abhörposition. Die Mikrofonierung hingegen ist Gegenstand der Forschung und basiert auf Mehrkanal-Mikrofonarrays.
Modellaufnahmen
Bisher wurden fünf Aufnahmen durchgeführt: im November 2013 wurde im Grossen Saal der Tonhalle Zürich Charles Ives‘ Sinfonie Nr. 4 für grosses Orchester im Rahmen der «Tage für Neue Musik» aufgezeichnet. Eine weitere Aufnahme fand im Januar 2014 statt. Hier wurde in der Kirche Zürich Enge mit dem Vokalensemble Zürich eine Komposition von Germán Toro-Pérez für Chor, zwei Streicher und im Raum verteilter Elektroakustik produziert. Beide Werke sind durch die räumliche Aufteilung der Musiker bzw. Klangquellen gut für eine dreidimensionale Aufnahme geeignet. Zwecks Erforschung der Lokalisationsschärfe wurde eine Sprachaufnahme eines sich im Raum bewegenden Schauspielers erstellt. Von einer Elektro-Produktion des Produzenten Ruedi Tobler erstellten wir eine 3D Mischung. Im Mai 2014 wurden die Masterkonzerte von Jazz/Pop-Studenten der ZHdK im Zürcher Club Moods live mitgeschnitten. In Planung sind zudem die Aufnahmen eines Jazz-Quartetts (Ronin Rhythm Clan) und einer Klanginstallation von Bernhard Gál.
Zusammenarbeit mit Experten
Die Zusammenarbeit mit Experten aus technischen und künstlerischen Bereichen ist für den Erfolg des Projekts von grosser Bedeutung. Auf der technischen Seite geht es vor allem um einen Erfahrungsaustausch mit Tonmeistern, die bereits Aufnahmen in 3D Audio gemacht haben. Auf künstlerischer Seite laden wir Urheber bzw. leitende Musiker der von uns aufgenommenen Stücke ein, damit sie die Aufnahmen ihrer eigenen Werke beurteilen können.
Abschlussveranstaltung
Im Mai 2015 fand als Abschlussveranstaltung des Projekts ein Symposium statt, an dem unsere Aufnahmen vorgestellt wurden und einige der Experten Vorträge hielten. Das Symposium wurde in Zusammenarbeit mit der Filmabteilung der ZHdK organisiert, welche unter dem Thema «Off Screen» die Verwendung von 3D Audio in Filmmischungen untersuchte.