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    abgeschlossene PhD-Projekte

    Belobrovaja, Marina: Das ungute Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen. Engagierte Kunst aus der Schweiz

    Promotionsjahr: 2018
    Bewertung: Mit Auszeichnung
    Betreuer: Prof. Giaco Schiesser, ZHdK (Erstbetreuer); Dr. Rachel Mader (Hochschule Luzern – Departement Kunst & Design, Luzern/Schweiz)
    Förderung: Schweizerischer Nationalfonds (SNF): Projektförderung

    Kontakt: E-Mail an Marina Belobrovaja

    Die Frage, welche Inhalte und Strategien künstlerischer Produktion der Begriff der politischen Kunst umfasst, kann aufgrund der vielen unterschiedlichen Interpretationsweisen nicht eindeutig bzw. unterschiedlich beantwortet werden.
    Mein PhD-Projekt befasst sich mit einer Reihe unterschiedlicher performativ-aktionistisch angelegten KünstlerInnenpraxen aus der Schweiz, die von der breiten Öffentlichkeit als politische Kunst rezipierten werden und reflektiert sie in Hinblick auf den Begriff des Politischen als einer sich diskursiv konstituierenden Kategorie. Das Arbeitsmaterial wird zum wesentlichen Teil anhand von  von mir geführten Gesprächen mit KünstlerInnen und ihrem Umfeld generiert (Interviews, Presseartikel).
    Für die Umsetzung des Projektes sind für mich zum einen Referenzen aus der Politik-, Kulturwissenschaft und der Philosophie, zum anderen der Einbezug künstlerischer Verfahren wie etwa das narrative Interview und oral history sowie die literarische Montage relevant.
    Von der Verbindung dieser zwei unterschiedlichen Ebenen der Auseinandersetzung verspreche ich mir, neue Formen und methodologische Ansätze für die Realisierung kunstpraxisbasierter (art practice based) Forschungsvorhaben zu erarbeiten. Dabei nehme ich Bezug auf den im Bereich der künstlerischen Forschung (artistic reseach) vielfach formulierten Vorschlag, künstlerische Verfahren nicht nur als Gegenstand der Analyse, sondern gleichzeitig auch als Arbeitsmedium zu begreifen.
    Die von mir angestrebte Auseinandersetzung mit der Frage, wie sich eine derartige Verflechtung in einem zwischen der theoretischen und der künstlerischen Praxis oszillierenden Artefakt konkret realisieren lässt und welche Form der Wissensgenerierung aus diesem resultiert, gehört zu den zentralen Anliegen meines Projektes.

    Burger, Sarah: Zeiten – Orte – Sichtbarkeiten. Materialeigenschaften und Wertverschiebungen

    Promotionsjahr: 2017
    Betreuer: Prof. Giaco Schiesser, ZHdK (Erstbetreuer); Prof. Laurent Schmid (Haute école d’art et de design, HEAD, Genf)

    Kontakt: E-Mail an Sarah Burger

    Abstract

    Der vorliegende PhD «Zeiten – Orte – Sichtbarkeiten. Materialeigenschaften und Wertverschiebungen» setzt sich mit der Veränderung unterschiedlicher Materialien auseinander, im Hinblick auf ihre Anwesenheit/Abwesenheit, ihre geschichtliche Dimension und die Veränderung ihres Wertes aufgrund zeitlich und örtlich unterschiedlicher Kontexte. Was geschieht mit einer künstlerischen Arbeit, wenn sie verschwindet? Wie verändert sie sich, wie fügt sie sich ein in die Geschichte ihrer Materialien und die Orte ihres Verschwindens? Wie verändert sich ihre Gestalt, wenn die anfängliche Materialität des Kunstwerks sich aufgelöst hat oder, in einer Stadt ausgesetzt, den Kräften dieser Stadt überlassen wurde? Was entsteht, wenn etwas vergeht?
    Diese Fragestellungen wurden in den zwei künstlerischen Arbeiten/künstlerischen Experimenten «(un)earthed» und «MODERN LEAVES», sowie der dreiteiligen reflexiven Erzählung «Zeiten – Orte – Sichtbarkeiten. Materialeigenschaften und Wertverschiebungen» verhandelt, konkretisiert und materialisiert.
    Die reflexive Erzählung besteht aus drei Teilen: «Gedankenlandschaft», «(un)earthed» und «MODERN LEAVES». Die beiden letztgenannten Texte, reflexive Erzählungen, sind zugleich auch Teil der beiden gleichnamigen künstlerischen Arbeiten.
    Die erzählerische Reflexion «Gedankenlandschaft» verbindet Überlegungen zur Bewegung des Übergangs der Epoche der Renaissance zu der Epoche der Romantik, den Begriffen des Umschlagens, der Sehnsucht und des Fragments, mit Beobachtungen zu steinernen Monumenten vergangener Kulturen, mit dem Begriff des sprachlichen Zeichens und des Wertes nach Ferdinand de Saussure und mit dem Begriff des Risses im Zeichenverständnis von Graffiti nach Jean Baudrillard. Weiter werden diese Reflexionen in Verbindung gebracht mit Gedanken zu Kontext und zur Ortsloslösung von Kunstwerken in Form von fotografischen Abbildungen, wie sie in Walter Benjamins Text «Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit» und in André Malrauxs «Le musée imaginaire» dargelegt werden. Die Reflexionen zu diesen Begriffen und Konzepten wurden genährt durch die Erfahrungen und Einsichten, die während, mit und durch die Arbeit an «(un)earthed» und «MODERN LEAVES» entstanden sind.
    Umgekehrt haben die genannten Begriffe und Konzepte die beiden künstlerischen Arbeiten begleitet, differenziert und erweitert.
    «(un)earthed» ist eine Arbeit bestehend aus neun genähten Objekten hergestellt aus kompostierbarem  Stoff, die ich an neun unterschiedlichen Orten in der Schweiz und an einem Ort in Deutschland    vergraben und im Abstand von etwa drei Wochen wieder aufgesucht, ausgegraben, beobachtet und wieder eingegraben habe.
    «MODERN LEAVES» habe ich in Brasília, der Ende der 1950er-Jahre erbauten modernen Hauptstadt Brasiliens, erarbeitet. Die Arbeit besteht aus einer Gruppe von neun Betonskulpturen, für die mir in den Strassen Brasílias gesammelte Palmblätter als Gussformen dienten. Die entstandenen Skulpturen habe ich zunächst in einem Ausstellungsraum in Brasília gezeigt und sie dann an neun unterschiedlichen Orten dieser Stadt ausgesetzt und dort zurückgelassen.
    Dem PhD sind zudem zwei Materialproben der beiden Arbeiten beigefügt. Die eine Materialprobe ist ein vernähtes Stück Stoff, welches die Materialien und die Verarbeitungsweise der Objekte der Arbeit «(un)earthed» veranschaulicht. Die andere Materialprobe ist ein Zementabguss eines Palmblattes, hergestellt in derselben Weise wie die neun Skulpturen der Arbeit «MODERN LEAVES». Beide Materialproben vermitteln eine Vorstellung und einen haptischen Eindruck der Objekte und Skulpturen.
    Auf einem Datenträger (USB-Stick) befindet sich Bildmaterial (Fotografien, Video) der beiden Arbeiten «(un)earthed» und «MODERN LEAVES», welche ebenfalls Teil der Arbeiten sind, und die für Ausstellungskontexte in unterschiedlicher Weise materialisiert wurden.

    de Brabandere, Helena Nicole: The Matter of Habit. Experimenting with the Affects of Emergent Media, Material and Movement Practices

    Promotionsjahr: 2017
    Bewertung: Mit Auszeichnung
    BetreuerInnen:  Prof. Giaco Schiesser (Zürcher Hochschule der Künste, Zürich/Schweiz), Prof. Dr. Erin Manning (Concordia University Montreal, Montral/Canada)
    Förderung: Schweizerischer Nationalfonds (SNF): Projektförderung / Early Postdoc.Mobility-Stipendium
    Preise: «Award of Excellence – Staatspreis für beste Dissertationen» des Österreichischen Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und  Forschung

    Kontakt: E-Mail an Nicole de Brabandere

    Abstract

    The subjects of my PhD are habit, emergent corporeality, affect and media and material experimentation. Since the way we recognize and perceive form is inhabited as much as it is material and mediated this research considers the dynamic ways that emergent thought and feeling informs process and recognition. Central to this are the virtual affects associated with emergent abstraction, affects that modulate the material qualities, durations, dimensions and tensions of inhabited experience. In turn, this research develops with the pragmatic and conceptual themes of line, surface and tone.
    This research has the aim of generating new modes of practice to help identify and articulate how inhabited tendencies that often remain below the register of conscious attention are modulated in experimental media and material practice. What terms of practice and perceptibility emerge in an experimental media process where empirical modes become insufficient to account for the dynamics of felt thought? What kinds of transversal resonances can emerge between and across different media such that acoustic and durational qualities amplify the affects of material form, and vice–versa?
    The results of the research process are series of diverse media inscriptions that constitute a consistency where one can analyze how emergent form informs tendencies of thought, feeling and perception. The analysis becomes increasingly differentiated and articulable as formal and affective continuities emerge across the series. Since this research process evolves as it co-composes with an emergent corporeal, it is not fixed to pre-designated subjects and objects or modes of objective recognition but evolves as a transversal and non-linear critical practice.
    The artefacts of the research results are: a PhD thesis that elaborates concepts associated with affect and habit and modes of writing that demonstrate the generative quality of writing with media and material experimentation and a proposition. The proposition consists of video, audio and photographic renderings of diverse movement and material inscriptions and invites readers of the PhD thesis to activate them with their own inhabited tendencies of movement and recognition. These propositions were developed based on my experience hosting workshops that activate these media inscriptions as openings for co-composition in diverse group settings.

    Köhle, Petra / Vermot-Petit-Outhenin, Nicolas: Transkriptionen, Repetitionen, Selektionen – Verschiebungen von Bedeutungen

    Promotionsjahr: 2020
    Abschluss: mit Auszeichnung
    Betreuer: Prof. Giaco Schiesser (Zürcher Hochschule der Künste, Zürich/Schweiz), Mark Luyten (Sint Lucas School of Arts Antwerp, Antwerpen/Belgien)

    Abstract

    Der PhD Transkriptionen, Repetitionen, Selektionen – Verschiebungen von Bedeutungen setzt sich mit unterschiedlichen Arten von «Wiederholungen» auseinander. Anhand von Verfahrensweisen wie Transkription, Improvisation und Interpretation erprobten wir in drei künstlerischen Arbeitskomplexen – Es hängt vollkommen ab von der Farbe der Beleuchtung, blue skies becoming almost black und [f : la répète] – wie sich Wiederholung hinsichtlich des Kreierens einer «Differenz»  auswirkt.
    Für den PhD haben wir ein umfangreiches Inventar der genannten Arbeitskomplexe erstellt und dabei sowohl die realisierten Videos, Musikstücke und Fotografien als auch Ausstellungsansichten, Pressetexte oder administrative Dokumente wie Budgets oder Zeitpläne inventarisiert. Dieses Inventar erlaubt uns einen neuen Blick auf die bestehenden Hierarchien unter diesen unterschiedlichen Materialen, und es definiert unterschiedliche Schauplätze künstlerischen Arbeitens und Forschens.
    Für die für den PhD aus dem Inventar ausgewählten relevanten Forschungsergebnisse, verwenden wir den von Giaco Schiesser geprägten Begriff des «Arte-Fakts». Ein Ergebnis ist, so Schiesser, «ein ‹Arte-Fakt›, dessen Format ein Moment des künstlerischen Forschungsprozesses selbst ist und in diesem erst generiert wird». Für uns erwies sich dieser Begriff als produktiv, da er einen Moment des künstlerischen Forschungsprozesses meint und sich, im mündlichen Englischen neben seiner wörtlichen Bedeutung (ein «künstlich Gemachtes»), die Bedeutng von «Art-Effect» als auch von «Art-Affect» beinhaltet.

    Die spezifische Auswahl an «Arte-Fakten» besteht aus der Schallplatte blue skies becoming almost black, der Publikation [f: la répète] und einem USB-Stick. Dieser versammelt vier der fünf Videos Es hängt vollkommen ab von der Farbe der Beleuchtung in französischer, litauischer, lettischer und englischer Sprache, ein Dokumentationsvideo der deutschen Verfilmung der szenischen Lesung im Kunsthaus Baselland, das deutschsprachigen Skript sowie ein Datenblatt mit den Angaben zu den jeweiligen Verfilmungen.

    Diese «Arte Fakten» werden in einem Textheft, das wir als Skript verstehen, aktiviert und erprobt. Dieses Skript untersucht die unterschiedlichen Arten von «Wiederholungen» und die dadurch geschaffenen «Differenzen» welche wir als Zeit- und Raumverschiebungen verstehen, in welcher dominierende Formate und Inhalte der Meinungsbildung von ihren «Paradigmen» entlastet und in denen neue Sprech-, Handlungs- und Denkweisen geschaffen werden können. Wir stellen sie zueinander in Beziehung, um unsere Verfahrensweisen über die Arbeitskomplexe hinaus zu befragen und im Rahmen künstlerischer Forschung zur Debatte zu stellen.

    von Niederhäusern, Laura: FACE NO DIAL OF A CLOCK. Untersuchung asynchroner Erfahrungen der Gegenwart über die Mittel der Kunst

    BetreuerInnen: Prof. Giaco Schiesser (Zürcher Hochschule der Künste, Zürich/Schweiz), Prof. Marlis Roth (Filmuniversität Konrad Wolf, Babelsberg/Deutschland)

    Abstract

    Innerhalb der heutigen Lebens- und Arbeitsbedingungen zwingen uns die wirtschaftlichen Erfordernisse und technischen Dispositive Beschleunigung auf, während Komplexität und Eigenverantwortung dagegen mehr Zeit für die Entscheidungsfindung erfordern würden. Das PhD-Projekt hinterfragt Orientierungspraktiken durch die Untersuchung konzeptueller und physischer Zeitrahmen.
    Wie geht jeder Einzelne mit der Erfahrung der heutigen heterogenen Temporalitäten um? Wie gehen Institutionen mit Asynchronizität um? Welches sind die Auswirkungen der Verlagerung zu weniger offensichtlicher und greifbarer Zeitkontrolle internalisierter und individualisierter Chronopolitik hinsichtlich gemeinsamer kultureller Erfahrungen?
    Die Forschungsarbeit geht mittels einer narrativen Ermittlungsmethode vor, indem sie analytische und künstlerische Ansätze mittels einer essayistischen Methode von Film- und Schreibpraxis miteinander kombiniert. Einerseits werden über ein loses Leitmotiv der «gescheiterten Uhrzeit» verschiedene Aspekte der «Abflachung der Zeit» in einer Reihe von «Fallstudien» erforscht. Diese im Bereich eines besonderen Interesses für die neuste wirtschaftliche Entwicklung «immaterieller Arbeit» angesiedelten empirischen Untersuchungen operieren über die Rolle von Lebenszeit (Alter, Biografie) und Zeitmodi (Imperative, Indikative, Konjunktive) im Zeitalter digitaler Technologie. Andererseits entwickelt die vorliegende Forschung durch Fragmentierung, Montage, filmische und textuelle Interventionen und Extraktionen spezifische künstlerische Fokussiertechniken, um filmisches Denken und Gedankenbilder als hilfreichen Orientierungssinn innerhalb der gegenwärtigen fragmentierten menschlichen Existenz zu entwickeln.

    Weber, Julia: «Herumlungern» als öffentliche Alltagspraxis – «Herumlungern» als künstlerische Strategie

    BetreuerInnen:
    seit Frühjahr 2021 Prof. Marcel Bleuler (Zürcher Hochschule der Künste, Zürich/Schweiz) und Prof. Amala Barboza (Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung, Linz/Österreich)
    2017–2021 Prof. Giaco Schiesser (Zürcher Hochschule der Künste, Zürich/Schweiz), Julian Klein

    Abstract

    In meinem ethnografisch-künstlerischen PhD werde ich alltagskulturelle Praktiken des «Herumlungerns» und damit einhergehende Subjekt- und Raum-Zeitkonstruktionen von unterschiedlichen, noch zu bestimmenden Milieu- und Szene-Akteur_innen (wie Jugendlichen, Obdachlosen, Sozialhilfebezüger_innen, Renter_innen, Writer_innen) in Zürich, Graz und Berlin in abstrahierter, verdichteter und fiktionalisierter Form in Artefakten sicht-, hör- und diskutierbar machen.
    Folgende Fragen sind dabei leitend: Woran sind Praktiken des «Herumlungerns» erkennbar? An welchen Orten finden solche Praktiken statt? Welche Sinn- und Bedeutungszusammenhänge (Erfahrungen, Wünsche, Fantasien, Träume) verbinden Milieu- und Szene-Akteur_innen mit ihren individuellen und kollektiven Alltagspraktiken? In methodologischer Hinsicht setze ich das «Herumlungern» als künstlerisch-ethnografische Recherchestrategie ein und experimentiere mit unterschiedlichen medialen Zugängen zu öffentlichen Alltagswirklichkeiten (Fotografie, Text, Audio, Skizze).
    Darüber hinaus werde ich urbane gesellschaftliche Transformationsprozesse am Beispiel von Alltagspraktiken des «Herumlungerns» nicht nur deuten, sondern auch künstlerische Interventionen in öffentlichen Räumen durchführen. Hierbei werde ich die Erfahrungen der Analyse und das «Herumlungern» als künstlerisch-ethnografische Strategie für künstlerisch intervenierende Arbeiten (wie beispielsweise Performances, Installationen) nutzen.

    Ziegner, Kai: Bilder von Gewalt Über die Ästhetisierung von Gewalt im öffentlichen Raum, ihre Inszenierung und die Ökonomie der Aufmerksamkeit

    Promotionsjahr: 2021
    Abschluss: mit Auszeichnung
    BetreuerInnen: Prof. Giaco Schiesser (Zürcher Hochschule der Künste, Zürich/Schweiz), Prof. Dr. Jan Kaila (University of the Arts Helsinki, Helsinki/Finnland), Prof. Hannes Rickli (Zürcher Hochschule der Künste, Zürich/Schweiz)

    Abstract

    Mein PhD untersucht durch experimentelles Schreiben und konzeptuelle Fotografie am Beispiel meiner eigenen Biografie die Folgen gesellschaftlicher Transformationsprozesse in der DDR. Im Fokus steht die sogenannte Wendezeit der späten 1980er- bis frühen 1990er-Jahre in Ostdeutschland. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist bisher vornehmlich von der Geschichts- und den Kulturwissenschaften geleistet worden, während künstlerisch-forschende Zugänge zu diesem Feld bislang noch selten sind.
    Mit meiner Forschung möchte ich Ursachen für die mit diesem radikalen Wandel einhergehenden Gewaltausbrüche offenlegen. Ziel meines PhD ist daher der Versuch, das Schweigen über weniger besprochene Effekte der Transformation während und nach der sogenannten Wende mithilfe kritischer Zeugenschaft kenntlich zu machen. Am Beispiel (m)einer individuellen Geschichte wird gezeigt, auf welche Weise über drei Generationen hinweg autoritäre Regime und Strukturen auf ihre Staatsbürger eingewirkt und welche Effekte sie in den Subjekten erzeugt haben.
    Ausbrüche (scheinbar) sinnloser Gewalt werden als Begleiterscheinung disruptiver Wandlungsprozesse ebenso behandelt, wie ambivalente Situationen, in denen sich die Akteure der Transformation wiederfinden, wenn sie als Beteiligte gewalttätiger Geschehnisse zugleich Opfer und Täter sind.
    Da als Basis dieser Arbeit persönliche Erinnerungen und historische Dokumente dienten, bestand die zentrale Herausforderung der künstlerischen Forschung darin, das im Individuellen exemplarisch Verallgemeinerbare herauszuarbeiten und eine adäquate Form für die Präsentation des Materials experimentell-erprobend zu finden. Wichtige Inspirationsquellen für diesen Prozess waren Arbeiten wie Alexander Kluges «Lebensläufe», Primo Levis «Ist das ein Mensch», Walter Benjamins »Denkbilder«, Klaus Theweleits »Männerphantasien«, Georges Didi-Hubermans «Bilder trotz allem», Claude Lanzmans Film «Shoah» und W.G. Sebalds Roman «Austerlitz».
    Das Ergebnis dieser Forschung (das Artefakt), ist ein experimentelles Buch, welches das Thema in seiner Vielschichtigkeit, Vielstimmigkeit und Komplexität darzustellen versucht und den Leser*innen die Chance bieten will, mit dem Stoff in jeweils selbstgewählter Weise umzugehen und möglicherweise für ihre eigene Arbeit nutzbar zu machen.

    → Email Kai Ziegner