«Ich kann Zeit haben, kann Blockzeiten und längere Sitzungen am Abend einrichten, kann auch an Wochenenden Arbeitszeiten einplanen. Ich bin also flexibel. Bei den Betreuungspflichten die ich habe, braucht diese Flexibilität aber auch Zeit: Zeit für die Organisation, Verhandlung, Aushandlung mit Partner_innen, weiteren Betreuungspersonen und Institutionen. Zeit auch für Gegenleistungen und Zeit zum Abwägen von Prioritäten und Treffen von Entscheidungen. Also eine Flexibilität, die nicht spontan abgerufen werden kann.»
Sophie Vögele
«Im Frühjahr 2009 habe ich mich auf eine Stelle am IAE in Zürich beworben. Die ausgeschriebene Stelle – die Begleitforschung vom Programm Kulturvermittlung von Pro Helvetia – erschien mir perfekt. Ich wollte diesen Job und wurde von Carmen Mörsch eingeladen. Ich freute mich riesig. Dann, kurz bevor ich zum Vorstellungsgespräch von Berlin, wo ich lebe, nach Zürich fliegen sollte machte ich mir klar, dass ich die Tatsache, dass ich drei Kinder in Berlin hatte bei meiner Bewerbung zunächst einfach ignoriert hatte. Ich gestand mir ein, dass ich das Bewerbungsgespräch absagen musste, um weder meine, noch die Zeit der Anderen weiter zu verschwenden. Ich schrieb Carmen Mörsch, dass das Arbeiten in Zürich unter meinen gegebenen Lebensumständen unmöglich sei und entschuldigte mich dafür, das ich das durch meinen Übereifer für die Stelle, schlicht ignoriert hatte. Sie schrieb zurück ich sollte trotzdem kommen. Alles weitere würden wir sehen. Ich flog nach Zürich und bekam die Stelle. Die Herausforderungen zwischen Berlin und Zürich hin und her zu pendeln, und neben dem Projekt auch Verantwortung für drei Kinder zu haben, haben wir gemeinsam abgewogen und haben die Projektabläufe entsprechend geplant. Wir haben das Projekt im März 2013 erfolgreich zu Ende gebracht. Carmen Mörsch hat sich damals dafür entschieden ein Institut zu leiten, in dem die Lebensumstände der Mitarbeiter_innen nicht unberücksichtigt bleiben. Das konnte ich gerade in den herausfordernden Momenten der letzten 6 Jahre – nicht nur bezogen auf den Balanceakt zwischen Familie und Beruf – immer wieder erfahren und weiß das sehr zu schätzen.»
Anna Chrusciel