Aufgezeigt werden die paradoxen und uneindeutigen Grundstrukturen der Förderung zeitgenössischer Kunst.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die institutionelle Landschaft im Kunstbetrieb markant verändert: die Formen der Produktion und Förderung zeitgenössischer Kunst haben nicht nur stark zugenommen, sie haben sich ausdifferenziert und in Hinsicht auf künstlerische Positionen oder Inhalte spezialisiert. Zentrale Auslöser für diese Entwicklung sind nebst institutionskritischen Diskussionen seitens der Kunstschaffenden und in den letzten Jahren zunehmend auch seitens der kuratorischen Praxis insbesondere kulturpolitische und ökonomische Faktoren. Letztere haben in der kritischen Reflexion dieser neuen Konstellationen unter Stichworten wie Ökonomisierung der Kreativität oder New Cultural Economy grosse Aufmerksamkeit erlangt und zu einer Vielzahl theoretisch fundierter Debatten geführt. Konsens dabei ist, dass diese Neuerungen problematische Verschiebungen bezüglich Werten (wie z.B. Autonomie) und Paradigmen (etwa neue Rollen- und Finanzierungsmodelle) des Kunstsystems zur Folge haben.
Das Forschungsprojekt Organising Innovation schliesst an diese Beobachtungen an und hat die Absicht die bestehenden Debatten am konkreten Beispiel von London zu testen und sie durch eine bis anhin fehlende historische Perspektive zu ergänzen. Ziel der Analyse ist es einerseits die paradoxen und uneindeutigen Grundstrukturen der aktuellen Konstellationen aufzuzeigen und im Einzelfall zu benennen. Zum andern soll am Beispiel dieser konkreten Topographie vor der Matrix der Theorie der radikalen Demokratie im Sinne Laclau/Mouffes nach einer Bewertung dieser Entwicklungen als oszillierend zwischen kritischer Praxis und neoliberalen Ansprüchen gefragt werden. Konkret wird dabei etwa nach der unterschiedlichen Verwendung des Begriffes Autonomie gefragt, die Verantwortung institutioneller Trägerschaften angesichts der ökonomischen Flexibilisierung betrachtet oder aktuelle Organisationsformen kritischer Praxen beleuchtet.