Im Zuge der Zunahme an Menschen-, Arbeits-, Rohstoff- und Waren-Migrationen sowie der Ausbreitung von Digitalisierung und modernen Biotechnologien transformiert sich mit menschlichem und nicht-menschlichem Leben, organischer und anorganischer Materie auch das gesamte globale Gefüge. Ziel der Untersuchung ist es, künstlerisch forschend und in transdisziplinärer Begriffsentwicklung eine kritische Methodologie auszuarbeiten. Angesiedelt an der Schnittstelle von making und thinking, zielt diese auf eine Reflexion über die Bedingungen, Verfahren und Kriterien der Erforschung von Translokalität.
Im Zuge der immensen Zunahme an Menschen-, Arbeits-, Rohstoff- und Waren-Migrationen sowie der Ausbreitung von Digitalisierung und modernen Biotechnologien transformiert sich mit menschlichem und nicht-menschlichen Leben, organischer und anorganischer Materie auch das gesamte globale Gefüge. WissenschaftlerInnen unterschiedlichster Disziplinen nahmen unter diesen Bedingungen in den letzten Dekaden eine Neusaurichtungen ihrer epistemischen Konzepte und Praktiken vor: Komplexe raum-zeitliche Verflechtungen finden inzwischen verstärkt Beachtung; Wissenspraktiken versuchen zunehmend, Relationalitäten verschiedenartiger Akteure und Prozesse auf nicht-reduktionistische Weise zu fassen (u.v.a. Massey/Allen 1984; Haraway 1988; Pratt 1992; Gilroy 1993; Appadurai 1996; Barad 2003; Ong/Collier 2005; Morton 2013; Ong 2016). Das vorliegende Forschungsvorhaben knüpft hieran aus Perspektive zeitgenössischer Kunstpraxis an und untersucht, wie künstlerische Forschung dazu beitragen kann, Translokalität ästhetisch vernehmbar, fassbar und verhandelbar zu machen. Dazu folgt das Projekt den Forschungsfragen: Mit welchen künstlerisch-forschenden Verfahren lassen sich translokale Verflechtungen aufspüren, aktivieren und öffentlich verhandelbar machen? Wie lassen sich diese Methoden nachvollziehbar ausdifferenzieren? Und wie könnte die künstlerische Verhandlung translokaler Verflechtungen in einer breiteren Öffentlichkeit über das Kunstfeld hinaus wirksam werden? Ziel der Untersuchung ist, künstlerisch forschend und in transdisziplinärer Begriffsentwicklung eine kritische »Methodologie« auszuarbeiten. Angesiedelt an der Schnittstelle von making und thinking (vgl. Baldauf/Hoffner 2016, Wesseling 2016) zielt diese Methodologie nicht auf die generalisierende Definition eines präskriptiven Regelwerks ab, sondern vielmehr auf eine gegenstandsbezogene Reflexion über die Bedingungen, Verfahren und Kriterien der künstlerischen Erforschung von Translokalität. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur kriteriengestützten Nachvollziehbarkeit von künstlerischer Forschung geleistet und deren epistemische wie ethische Relevanz für die globalisierte Gegenwart konkretisierend unter Beweis gestellt. Die künstlerisch-praktische Weiterentwicklung translokalitätsbezogener Forschungsmethoden wird eng mit der theoretisch-methodologischen Begriffsarbeit verzahnt und von einer kunstwissenschaftlichen Rahmenstudie begleitet. Eine hypothetisch gesetzte Liste von handlungsbezeichnenden Begriffen, die sowohl auf die Vorgehen der am Projekt beteiligten KünstlerInnen als auch auf translokalitätsbezogene Diskurse referieren, bildet dabei die zentrale Arbeitsgrundlage. Drei künstlerische Fokusstudien widmen sich unterschiedlichen geohistorischen, biosozialen und technoökologischen Aspekten des Translokalen und überführen latentes (also nicht offen verfügbares) Wissen um Translokalität mit ästhetischen Mitteln in die Verhandelbarkeit. Die teambasierte Reflexion der dabei zum Einsatz kommenden Methoden wird durch eine kunstwissenschaftliche Rahmenstudie gefasst. Diese gewährleistet zum einen die ästhetisch- und erkenntnistheoretisch fundierte Verortung des Projekts innerhalb aktueller Artistic-Research-Debatten; zum anderen erprobt sie in Auseinandersetzung mit dem »Outcome« der Fokusstudien multiperspektivische Formen einer Kunsttheorie, die raum-zeitlicher Verflochtenheit auf besonderer Weise entspricht.