Das Verhältnis zwischen Filmenden und Gefilmten stand im Zentrum der diesjährigen Dokumentarfilmtagung unter dem Titel «It’s a MATCH – Beziehungsarbeit im Dokumentarfilm». In Vorträgen, Panels und Diskussionen wurde beleuchtet, wie komplex, manchmal konfliktreich, aber auch kreativ und fruchtbar diese Beziehung sein kann. Wer sind die Menschen vor der Kamera wirklich – Teilnehmende, Mitwirkende, Figuren? Welche Verantwortung tragen Filmschaffende während und nach dem Dreh? Wie viel Mitbestimmung haben Protagonist:innen im Schnitt? Und wie steht es um faire Bezahlung und Nachsorge? Die Tagung bot Raum für wichtige Fragen rund um Ethik, Machtverhältnisse und partnerschaftliches Arbeiten im dokumentarischen Erzählen.Speziell war dieses Jahr, dass nicht nur die Filmenden, sondern auch die Gefilmten zu Wort kamen. Auch zahlreiche Protagonist:innen waren anwesend und haben erzählt, wie sie die Zusammenarbeit mit den Regiepersonen erlebt haben und worin die Herausforderungen lagen.
Heidi Specogna
Die Schweizer FIlmemacherin Heidi Specogna war Teil der Speaker:innen am ZDOK.25, ihr wurde an den Solothurner Filmtagen 2020 das Spezialprogramm «Rencontre» gewidmet. Im 2022 ehrte sie das renommierte DOK.fest München mit einer Hommage. Am ZDOK.25 sprach sie über ihre zwei Dokumentarfilme «Cahier Africain» (2016) und «Die Vision der Claudia Andujar» (2024). Sie thematisierte ihre Situation als weisse Filmemacherin in Afrika und den herausfordernden Umgang mit traumatisierten Menschen.
Lisa Gehrig und Living Smile Vidya
Schweizer Filmemacherin Lisa Gehrig besuchte das ZDOK.25 zusammen mit ihrer Hauptdarstellerin Living Smile Vidya. Beidegaben Einblick in den Film «Die Anhörung» (2023), der vier abgewiesene Asylbewerber:innen in der Schweiz portraitiert. Sie durchleben ihre Anhörung nochmals in Form einer Nachgestellten Anhörung und hatten im Rahmen des Projekts auch die Möglichkeit den Asylprüfer:innen Fragen zu stellen.
Maja Tschumi und Milo
Maja Tschumi und ihre Hauptdarstellerin Milo haben über ihren Film «Immortals» (2024) gesprochen, der im April in den Schweizer Kinos startet. Tschumi erzählt von den Herausforderungen, die ihr und Milo während den Dreharbeiten im Irak begegnet sind, sowie den Umgang damit.
Serra Ciliv
Zu den Höhepunkten zählte auch Serra Ciliv, die sich in England mit Psychotherapie für Filmschaffende beschäftigt. Am ZDOK.25 hat sie mit der Unterstützung von Freiwilligen aus dem Publikum eine Therapiesitzung nachgestellt. Die Freiwilligen haben unterschiedliche Rollen eingenommen, wie beispielsweise die Rolle einer Regieperson und der/des Protagonist:in und eines Geldgebers. Es ging darum zu sehen, welche Beziehungsmuster und Dynamiken entstehen und diese zu hinterfragen und zu durchbrechen.