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    Was hinter der Leichtigkeit steckt

    Spitzentanz

    Der Spitzenschuh muss Teil des Kรถrpers werden. Foto: ยฉ taZ

    Published on 06.05.2018

    Author Judith Hunger

    • Dance

    Was 1832 mit der Urauffรผhrung des Balletts ยซLa Sylphideยป seinen Anfang nahm, gehรถrt bis heute zum Training angehender Ballerinen: der Spitzentanz. Auch an der Tanz Akademie Zรผrich wird die fordernde Fussarbeit Tag fรผr Tag gelehrt und gelernt.

    ยซDie Arbeit auf Spitze ist hรถchst anspruchsvoll und bedarf sehr guter Schulung, Geduld und Disziplin. Es dauert lange, bis die Leichtigkeit sichtbar wirdยป, sagt Steffi Scherzer, kรผnstlerische Leiterin der Tanz Akademie Zรผrich (taZ). Sie weiss, wovon sie redet. Ihre Karriere โ€“ von der Gruppentรคnzerin bis hin zur Primaballerina โ€“ hat 28 Jahre gedauert. ยซDie Schรผlerinnen brauchen einige Zeit, bis sie das geeignete Spitzenschuhmodell gefunden haben. Es ist ein stรคndiges Ausprobierenยป, fรผgt Tina Goldin an. Sie ist Dozentin fรผr Klassischen Tanz und Spitzentanz an der taZ. Zudem wird der Spitzenschuh individuell angepasst, mรถgliche Druckstellen werden vorsorglich weichgeklopft, Gummibรคnder angenรคht oder die Sohle bearbeitet. Das kann gut und gerne eine Stunde Zeit in Anspruch nehmen. Nicht selten bereiten Ballerinen mehr als ein Paar Spitzenschuhe pro Vorstellung vor. Es kann durchaus sein, dass die Tรคnzerin zwischen den Szenen den Schuh wechseln muss.

    Eine neue Rolle fรผr den Fuss

    Es war die legendรคre Marie Taglioni, die 1832 in Paris erstmals eine ganze Auffรผhrung auf den Zehenspitzen tanzte. Die fortan ยซPrimaballerinaยป Genannte gab damit der Figur der Luftfee โ€“ Sylphide โ€“ eine neue Art von Kรถrper- und Schwerelosigkeit. Zudem trug Marie Taglioni im gleichnamigen Ballett zum ersten Mal ein Tutu โ€“ ein ยซromantischesยป Tutu, wie es im Fachjargon heisst. Eine weitere Sensation: Bis zu diesem Zeitpunkt tanzten die Ballerinen in Reifrรถcken. Stein des Anstosses war die Lรคnge โ€“ oder vielmehr die Kรผrze โ€“ des Tutus. Es reichte bis etwa Mitte der Wade, um den freien Blick auf die Fussarbeit der Ballerina zu gewรคhren. Dem Fuss der Tรคnzerin fiel somit eine neue Rolle zu: Er wurde zu einem Bestandteil des tรคnzerisch-kรผnstlerischen Ausdrucks.

    Zahllose Tricks zur Fusspflege

    Aus medizinischer Sicht erhรคlt der Fuss einer Ballerina im Spitzentanz eine neue Funktion. Sie steht auf dem ยซgestrecktenยป Fuss โ€“ ein kleiner Evolutionsschritt, kรถnnte man sagen. Das Gewicht des Kรถrpers wird in der mit mehreren Stoffschichten verleimten Kappe des Spitzenschuhs auf kleinster Flรคche balanciert. Um professionell und sicher mit Spitzenschuhen tanzen zu kรถnnen, mรผssen die Fรผsse unter fachkundiger Leitung รผber mehrere Jahre hinweg durch ein ganz bestimmtes Training gestรคrkt werden.

    Die derart beanspruchten Fรผsse bedรผrfen intensiver Pflege. Die Schรผlerinnen der taZ massieren sie mit Gummibรคllen, polstern die Spitzenschuhe aus, kleben und binden die Zehen mit Spezialband ein. Ausgiebiges Eincremen, damit die Haut mรถglichst weich und elastisch bleibt, gehรถrt ebenso zum Tagesritual wie die Stรคrkung der Fรผsse durch spezielle รœbungen mit dem Thera-Band. Kurzum, die Liste der Tricks und Kniffs in Sachen Fusspflege fรผr Ballerinen ist so lange und so individuell, wie es unterschiedliche Fรผsse gibt.

    Beweglichkeit ist Voraussetzung

    ยซUnd hochrollen! Stabil รผber der Spitze stehen! Arme hoch! Halten die Balance!ยป, so ungefรคhr lauten die Anweisungen von Tina Goldin im Grundstudium. ยซWir beginnen mit einfachsten รœbungen an der Stange, die auf dieser Stufe in erster Linie dem Kraftaufbau dienenยป, erlรคutert sie. Die einzelnen Elemente sind noch klar voneinander getrennt. ยซZudem soll der Fuss eine gewisse Elastizitรคt behaltenยป, ergรคnzt Steffi Scherzer. Eine von Natur gegebene Beweglichkeit und Flexibilitรคt der Fรผsse wie auch des gesamten Kรถrpers ist Voraussetzung. ยซDenn Beweglichkeit kรถnnen wir zwar unterstรผtzen und fรถrdern, aber nicht erzeugen. Sie ist Voraussetzung fรผr den klassisch akademischen Tanz.ยป

    Was einfach beginnt, endet hรถchst anspruchsvoll. In den oberen Klassen geht es um Schnelligkeit und darum, die unterschiedlichen Dynamiken zu meistern und die einzelnen Elemente virtuos zu verbinden โ€“ das Weiche und Ausdrucksstarke im Adagio wie auch das Schnelle und Spritzige im Allegro. Auf dieser Stufe darf der Spitzenschuh kein Fremdkรถrper mehr sein, er ist Teil des Fusses, des Beines, des gesamten Kรถrpers geworden.


    Spitzentraining an der taZ

    Im Alter von elf Jahren beginnen die jungen Mรคdchen an der taZ mit Spitzentraining. Was mit zweimal wรถchentlich 45 Minuten seinen Anfang nimmt, endet im Hauptstudium mit 90 Minuten tรคglichen Unterrichts in Spitzenschuhen. Hinzu kommen Proben und Wettbewerbs-vorbereitungen. Zu Spitzenzeiten bedeutet dies bis zu drei Stunden pro Tag in Spitzenschuhen. ยซThe making of a ballet shoeยป auf YouTube schauen 

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