Mats Werchohlad
Im Projekt soll das historische Staatliche Bauhaus vor dem Hintergrund eines wissenschaftshistorischen Erkenntniswandels untersucht werden. Geprägt wurde dieser durch die physikalischen Wissenschaften zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, insbesondere durch die neuen Zusammenhänge und Deutungen der Relativitätstheorie und Quantenphysik. Auf dem Feld der Wissenschaftstheorie und Philosophie sind diese Zusammenhänge als Krise der Wirklichkeit gedeutet und diskutiert worden. Die veränderten Vorstellungen von Raum, Zeit und Wirklichkeit führten sowohl fachintern als auch in der Öffentlichkeit zu weitreichenden Debatten über die ontologischen und epistemologischen Implikationen und Konsequenzen der neuartigen Ansätze. In diesem Kontext sollen die Auseinandersetzungen der Lehrenden am Bauhaus erforscht werden. Untersucht wird diesbezüglich, ob die Wirklichkeitskonzeptionen der Lehrenden am Bauhaus durch die physikalischen Erkenntnisse geprägt wurden und inwieweit sich damit einhergehenden Auseinandersetzungen in den theoretischen, pädagogischen und künstlerischen Positionen nachweisen lassen. Trotz der dichten und weitreichenden Forschungslage zum historischen Staatlichen Bauhaus zielt das Vorhaben somit auf einen grundlegenden Beitrag für das Verständnis der Gestaltungsschule. Die Vielseitigkeit der Fächerkulturen und Gestaltungsansätze am historischen Bauhaus findet ihren Niederschlag in einem interdisziplinären Forschungsansatz im Schnittfeld von Architektur-, Kunst- und Wissenschaftsgeschichte.