«Ich kann nicht gut tanzen, also tanze ich lieber nicht.»
Wir leben in einem Körper, den wir interessanter- und erstaunlicherweise oft nicht so ganz wahrnehmen. Der Tanz ermöglicht auf sehr freie und individuelle Art, ein Körperbewusstsein zu entwickeln, und das hat nichts mit «gut tanzen» zu tun. Wie auch sich frei bewegen nichts mit «gut tanzen können» zu tun hat, und doch höre ich diesen Satz so oft und frage mich, was steckt dahinter? Es gibt Menschen, welche täglich ihren Pflichten nachgehen, bei denen gewisse Bewegungsabläufe sich im Alltag wiederholen, und weil sie diese Bewegungsabläufe sinnvoll finden, dürfen sie sich so bewegen, das ist okay. Alle anderen Bewegungsabläufe scheinen unangemessen zu sein, ausser man macht sie auf der Bühne oder im Studio oder man kann begründen, warum man sie macht. Aber der Körper und die verbündete Seele oder Gemütszustände würden sich sehr erfreuen und erfrischt fühlen über auch sozusagen zwecklose Bewegungsabläufe, welche entstehen könnten, würde man dem Körper und dessen Verbündeten mehr Gehör schenken. Der Verstand muss nicht siegen, er kann seinen Platz behalten, aber soll sich nicht so aufdrängen. Die verbündeten Gedanken des Verstandes sind ja auch nicht immer sehr sinnvoll oder nützlich und doch geniessen sie in unserer Gesellschaft generell hohe Anerkennung, so dass Freiheit von Gedanken, «Gedankenlosigkeit», gleichgesetzt wird mit «dumm».
Aber mich faszinieren die Kreativität und die Handlungen, die gerade beim Loslassen (von Gedanken) entstehen können.
Und gerade der Tanz eignet sich hierzu hervorragend, weil er diesen Vorgang unterstützt. Das ist für mich ein spannender Prozess, den ich in meinem Tanzunterricht zu fördern versuche. Tanzen ist (durch)atmen!