Abstract
WITH LOVE
de/re-construction of the loving discourse
Meine Recherchen rund um die Liebe begannen bewusst mit The solution is to convert them into highly digestible protein sources (Viviani 2019), einer semi-autobiografischen Audioinstallation – auch wenn die meisten meiner früheren Arbeiten irgendwie mit diesem Interesse zu tun hatten. Auf der einen Seite gab es eine Art Liebes-Analphabetismus, der sich von der Kindheit bis in mein Erwachsenenleben hineinzog, und auf der anderen Seite war ich getrieben und fasziniert von dem Verständnis dieses neuen Gefühls, für das ich kein präzises und zugleich ausreichend grosses Vokabular fand.
Die Liebe ist schwer fassbar und widersetzt sich einer Definition, und ihre Angemessenheit muss ausgedrückt und nicht analysiert werden; denn ihr Wesen ist das eines reinen Gefühls, eines Gefühls, das von allen verantwortlichen Gründen, der Quelle der Vernunft und den Zielen selbst gereinigt ist.
In meinem Dissertationsprojekt beabsichtige ich, das Vokabular rund um die Liebe zu dekonstruieren und zu rekonstruieren.
Als Künstlerin verwende ich die Sprache als Werkzeug, um Erzählungen neu zu erschaffen, sowohl durch textbasierte Werke in Form von Hörspielen (als Oberbegriff für Lieder, Opern, Gedichte oder Theaterstücke) als auch durch visuelle Darstellungen (hauptsächlich Skulpturen und Installationen). Diese Objektcharaktere treten an die Stelle der aphasischen Stimme des Liebhabers, der nicht weiss, was er sonst tun soll. Das Ergebnis ist einfach das Resultat des Weges. Verstehen durch Machen. Bei meiner Erkundung des Vokabulars, das die Liebe umgibt, möchte ich verstehen, wie durch künstlerische Praxis unterschiedliche Arten des Wissens entstehen können.
Um Entitäten zu überraschen, die sich einer Definition entziehen, muss man neue Wege finden. In Vorbereitung auf diese Promotion habe ich begonnen, einen Psychiater und Psychoanalytiker aufzusuchen, was ich als obligatorischen Schritt empfand, bevor ich diesen Weg beschritt. Darüber hinaus werde ich eine Reihe von Seminaren besuchen, die dazu beitragen sollen, ein vielfältiges Instrumentarium zu entwickeln, das für die Annäherung an das Feld der Beziehungsintelligenz erforderlich ist. Anschliessend werde ich gemeinsam mit einem Fachmann Workshops durchführen, die für Synchronsprecher und Neugierige offen sind. Dabei werde ich Formen des Psychodramas einsetzen, um einen ersten sicheren Raum zu schaffen und neue Möglichkeiten zu erproben, damit ich eine Arbeitsmethodik entwickeln kann, die das Schreiben meiner Drehbücher beeinflusst und informiert. Weitere Methoden, die in diesem Prozess wichtig sind, sind das Geschichtenerzählen, Anekdoten und Sprachaufnahmen von Gesprächen und Träumen.
Heute, in einer Zeit, in der sich die gesellschaftlichen Strukturen, Beziehungen und Normen stark verändern, stelle ich fest, dass wir die Liebe wieder verstehen müssen, und das erfordert ein Überdenken ihrer Sprache.