Mit dem sogenannten Spatial Turn Ende der 1980er Jahre ist der Raum als Analysekategorie kulturwissenschaftlicher Untersuchungen wichtig geworden. Statt ihn lediglich als Behälter der zu untersuchenden Menschen und Kulturen zu verstehen, wird er nun als die dynamische Struktur sozialer Beziehungen, als kontextabhängige Wahrnehmungskonstruktion gesehen. Raum ist nicht länger Gegenstand unseres Interesses, sondern Teil unseres jeweiligen Denkens, Tuns und Handelns. In der Lektüregruppe soll dieser Bedeutung des Raums insbesondere für die im Programm verfolgten Dissertationsprojekte nachgegangen werden. Ob wir den Fokus dabei eher auf die Differenzierung unterschiedlicher Raumkonstruktionen legen (vom visuellen, haptischen, olfaktorischen bis zum Klangraum, vom sozialen oder genderspezifischen bis zum virtuellen Raum) oder uns eher auf den Prozess der Sedimentation von Raumerfahrung in eine Form von Körperwissen mit Konsequenzen auch für die künstlerische Praxis konzentrieren, werden wir in der Gruppe gemeinsam herausfinden und entscheiden.