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Überblick über das Fachgebiet der Musikphysiologie

  • Historisches
  • Musikmedizin
  • Psychophysische Disposition für Berufsalltag und Bühne
  • Literaturbeispiele

Historisches

Erwähnung finden die sogenannten Musiker:innenkrankheiten vereinzelt schon in medizinischen Quellen der letzten vier bis fünf Jahrhunderte. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden einzelne dieser Musiker:innenkrankheiten in einigen Zeitschriftenveröffentlichungen der aufkommenden medizinischen Spezialdisziplinen erwähnt. Bis in die 60er- und 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts hinein prägten zwei Monographien die Sichtweise auf die Musiker:innenkrankheiten: Julius Fleschs «Berufskrankheiten des Musikers» (1925) und Kurt Singers «Die Berufskrankheiten der Musiker» (1926). Allerdings wurden diese Werke von der medizinischen Welt insgesamt wenig wahrgenommen, obwohl in den 1920er-Jahren in Berlin um Kurt Singer herum die Musikermedizin als Fachgebiet bereits existierte, sie mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus jedoch wieder zerstört wurde.
Nach Pionierarbeiten ab 1964 am Max-Planck-Institut für Arbeitsphysiologie Dortmund (D) konnte Christoph Wagner in den 1970er-Jahren die Musikphysiologie von Hannover (D) aus neu begründen. Sein Handlabor für Musiker:innen konnte 2009 als Unikat an die Zürcher Hochschule der Künste übernommen, erweitert und modernisiert werden (www.zzm.ch). Es trägt wesentlich zur wissenschaftlichen Begründung einer an die individuellen physiologischen Bedingungen angepassten Instrumentaltechnik und Gesundheitsförderung bei.
In den späten 1980er-Jahren begann der Aufschwung der Musikphysiologie und der Musikmedizin, der wesentlich durch die alarmierenden Studien zum Gesundheitszustand von Berufsmusiker:innen, Musikstudierenden und Musikschüler:innen ausgelöst wurde. Epidemiologische Studien hatten weltweit ein grosses Echo und führten zum Aufruf zu präventiven Bemühungen schon in der Ausbildung.
Die für die musikpädagogische Praxis relevante angewandte Musikphysiologie ist in ihrer Entwicklung eng mit den vor gut 30 Jahren in der Schweiz entwickelten musikphysiologischen Angeboten in Lehre, Forschung und Beratung verbunden. Dabei konnten wissenschaftliche Studien erste Hinweise auf die Wirksamkeit präventiver Lehrangebote an Musikhochschulen geben.

Musikmedizin

Die Musikmedizin behandelt Musiker:innenkrankheiten und muss häufig interdisziplinäre Lösungen erarbeiten. Die am häufigsten vorkommenden funktionellen Probleme beim Instrumentalspiel oder beim  Gesang sind als Vorstadien von Erkrankungen durch spezielle Übungen noch gut lösbar.
Den Löwenanteil der Beschwerden bei Musiker:innen machten und machen bis heute die mit ungünstiger Muskelspannung verbundenen Störungen der Bewegungsorgane – so genannte muskulo-fasziale Schmerzsyndrome im Kontext von Tonusregulationsstörungen – und psychosomatische Belastungssituationen einschliesslich übermässigen Lampenfiebers aus. Als typischer Auslöser fungiert meistens ein Missverhältnis von Belastung und Belastbarkeit im Rahmen von Intensivprojekten und beruflichen und privaten Stressphasen.
Präventiv kann durch eine frühzeitige Verbesserung der Selbstorganisationsfähigkeit bei Musiker:innen («Hilfe zur Selbsthilfe») viel erreicht werden. Dabei kann auch der allgemeinen Tendenz zur Pathologisierung, Medizinisierung und Kommerzialisierung im Umgang mit berufsbezogenen Beschwerden entgegengewirkt werden.

Psychophysische Disposition für Berufsalltag und Bühne

In der angewandten Musikphysiologie spielt die Erarbeitung einer individuellen Disposition als einer ausdrucks- und bühnengeeigneten psychophysischen Arbeitsteilung eine zentrale Rolle. Angesichts der Komplexität der Anforderungen beim Musikmachen kann es sicher nicht um eine einzige Form von Disposition gehen, sondern vielmehr um vielfältige an das jeweilige Handlungsziel angepasste Bereitschaftszustände in Gehirn, Nervensystem, Atmungs- und Bewegungsorganen. Die Arbeitsteilung zwischen den verschiedenen Muskelgruppen und die Koordination von Körperposition, Atmung, Bewegung sowie mentaler und emotionaler Fokussierung spielt sich auf der Bühne, in einer Prüfung, bei einem Wettbewerb oder bei einem Fernseh- oder Rundfunk-Livemitschnitt auf einem ganz eigenen Energie- und Spannungsniveau ab und braucht eine spezielle Art von Balance. In der Auftrittssituation bezieht sich unter der entsprechenden Stresseinwirkung die psychophysische Selbstorganisation zudem auch auf den Inhalt der Präsentation und auf die Kommunikation mit dem Publikum. Anstelle von pauschaler Lockerheit ist daher eine dosierte Spannung am richtigen Ort in funktionell günstig positionierten Körperregionen erstrebenswert. Häufig jedoch bezeichnen Musiker:innen ihre als physiologisch optimal angenommene Aktivität umgangssprachlich als «locker» oder «entspannt», um das traditionell negativ besetzte Wort «Spannung» zu vermeiden. Ein Kompetenzgefühl auf der Bühne mit Freiheit für inhaltlich-künstlerische Themen setzt voraus, dass viele der genannten Abstimmungsleistungen weitgehend unbewusst und automatisiert beziehungsweise reflexhaft zur Verfügung stehen. So ist zum Beispiel bei Instrumentalist:innen und Sänger:innen die Beziehung zwischen Tonvorstellung und entsprechend dosierter Bereitschaftsspannung von entscheidender Bedeutung.
Für die musikphysiologische Lehre bedeutet das Gesagte, dass aus der Fülle der meist nicht speziell für Musiker:innen konzipierten Körperschulungs- und Therapieverfahren eine berufsspezifisch und individuell geeignete Auswahl von Übungen und Strategien getroffen werden muss.

Literaturbeispiele

  • Candia, Victor / Kusserow, Martin / Margulies, Oliver / Hildebrandt, Horst (2023): Repeated Stage Exposure Reduces Music Performance Anxiety. In: Frontiers in Psychology, March 2023.
  • Gutzwiller, Johanna (1997): Körperklang – Klangkörper (Wege – Musikpädagogische Schriften, Band 9). Aarau: Musikedition Nepomuk.
  • Hildebrandt, Horst (2002): Musikstudium und Gesundheit. Aufbau und Wirksamkeit eines präventiven Lehrangebotes. Nachdruck der 2. Auflage 2015. Bern: Peter Lang.
  • Hildebrandt, Horst / Müller, Alexandra (2004): «Dispokinesis. Freies Verfügen über Haltung, Atmung, Bewegung und Ausdruck». In: Musikphysiologie und Musikermedizin 11 (1&2/2004), 55–59.
  • Hildebrandt, Horst / Nübling, Matthias (2004): «Providing Further Training in Musico-Physiology to Instrumental Teachers. Do Their Professional and Pre-Professional Students Derive Any Benefit?». In: Medical Problems of Performing Artists 19 (2004), 62–69.
  • Hildebrandt, Horst / Nübling, Matthias (2006): «Üben lernen auf physiologischer Grundlage. Ein Forschungsprojekt an der Hochschule für Musik Basel». In: Musikphysiologie und Musikermedizin 13 (2/2006), 56–63.
  • Hildebrandt, Horst (2006): «Üben und Gesundheit. Ausgewählte musikphysiologische Aspekte des Übens und ihre besondere Bedeutung für den Ausbildungs- und Berufsalltag». In: Mahlert, Ulrich (Hg.): Handbuch Üben. Grundlagen, Konzepte, Methoden. Wiesbaden: Breitkopf & Härtel, 67–97.
  • Hildebrandt, Horst (2009): «Teaching Music Physiology and Motor Learning Processes at a University. Experience and Evaluation». In: Mornell, Adina (Hg.): Art in Motion. Musical and Athletic Motor Learning and Performance. Frankfurt: Peter Lang, 191–222.
  • Hildebrandt, Horst / Spahn, Claudia (2011): «Spezifische körperorientierte Ansätze». In: Spahn, Claudia / Richter, Bernhard / Altenmüller, Eckart (Hg.): Musikermedizin. Diagnostik, Therapie und Prävention von musikerspezifischen Erkrankungen. Stuttgart: Schattauer, 30–45.
  • Hildebrandt, Horst / Nübling, Matthias / Candia, Victor (2012): «Increment of Fatigue, Depression, and Stage Fright During the First Year of High-Level Education in Music Students». In: Medical Problems of Performing Artists 27(1) (3/2012), 43–48.
  • Hildebrandt, Horst (2015): «Angewandte Musikphysiologie – Brücke zwischen Musikermedizin und musikalischer (Hochschul-)Ausbildung». In: Kruse-Weber, Silke / Borovniak, Barbara (Hg.): Gesundes und motiviertes Musizieren. Ein Leben lang: Musikergesundheit zwischen Traum und Wirklichkeit (Üben & Musizieren). Mainz: Schott, 251–271.
  • Hildebrandt, Horst (2018): «Gelingen und Gesundheit im Instrumentalunterricht – Physiologische Aspekte von Bewegungslernen und Körperwissen». In: Rüdiger, Wolfgang (Hg.): Instrumentalpädagogik – wie und wozu? (Üben & Musizieren). Mainz: Schott, 187–206.
  • Klashorst, Gerrit Onne van de (2002): The disposition of the musician. Amsterdam. Broekmans & van Poppel.
  • Klein-Vogelbach, Susanne / Lahme, Albrecht / Spirgi-Gantert, Irene (2000) (Hg.): Musikinstrument und Körperhaltung. Berlin: Springer, 108–140.
  • Margulies, Oliver / Nübling, Matthias & Verheul, William / Hildebrandt, Wulf / Hildebrandt, Horst (2023): «Determining Factors for Compensatory Movements of the Left Arm and Shoulder in Violin Playing». In: Frontiers in Psychology, January 2023, https://doi.org/10.3389/fpsyg.2022.1017039
  • Mornell, Adina (2009) (Hg.): Art in Motion. Musical and Athletic Motor Learning and Performance. Frankfurt: Peter Lang.  
  • Spahn, Claudia / Richter, Bernhard / Altenmüller, Eckart (2011) (Hg.): Musikermedizin. Diagnostik, Therapie und Prävention von musikerspezifischen Erkrankungen. Stuttgart: Schattauer.
  • Wagner, Christoph (2005): Hand und Instrument. Musikphysiologische Grundlagen, Praktische Konsequenzen. Wiesbaden: Breitkopf & Härtel.

→ Weitere musikphysiologische Publikationen